Neulich im Facebook (3)

Da der letzte Eintrag in dieser Kategorie schon länger zurückliegt und ich ausgezeichneten Stoff vorgefunden habe, nun also der nächste Geniestreich in «Neulich im Facebook».

Das Volk diskutiert. Immer noch. Unersättlich, mit gesunder Selbst- und Fremdeinschätzung. Ohne Einschränkungen, die bis zum 29. November dieses Jahres die Meinungsfreiheit unserer Bürger so stark beschnitt wie gewisse männliche Religionsangehörige. Die Ketten sind gesprengt, der Schweizer frei. Nicht unbedingt von Vorurteilen und vorherrschenden Denkmustern, geschweige denn von Schönheitsidealen und Karriere- sowie Statusidealen, aber doch irgendwie gefühlt frei. 1291 frei. Wenigstens frei von Selbstzweifeln.

In Facebook-Gruppen findet man Gleichgesinnte, die einem das Geschriebene durch Drücken des «Gefällt mir»-Buttons bestätigen, kann sich als Besitzer eines mitteleuropäischen Landes loben, Zustände in unterentwickelten Gesellschaften anprangern, ganz bescheiden sich mit diesen vergleichen und sich erfreuen jene Vergleiche mit beruhigendem Abstand für sich zu entscheiden. Toll.

Natürlich zeigt man sich auch besorgt, ob der Bedrohung des Rechtsstaates. Der so unbarmherzig auf die Vernichtung der direkten Demokratie aus ist. Das Volk und sein Gegenspieler. Des Volkes Wille soll künftig über dem Gesetz stehen. Absolut gelten. Ohne Einschränkung. Die dazugehörige Initiative wird bereits diskutiert. Über Sinn und Unsinn kann man sich streiten, solange man jemanden findet, der tatsächlich einen Sinn findet. Doch auf Facebook ist wie immer Verlass. Ich lass den Namen selbstverständlich weg. Nennen wir ihn Befürworter. Als erstes wird mal über sich eröffnenede Möglichkeiten durch das Wachstumspotential der SVP in Verbindung mit aufgeworfener Initiative berichtet:

«und irgend einmal sind wir so mächtig, das wir dann die grünen und sp aus der poltik vertreiben können. das coole an dieser initative ist, dass wir dann einfach abstimmen können, ob wir die linken noch in der politik haben wollen oder nicht. so können wir die bürokratie stark reduzieren und es kann sachbezogen für das volk gearbeitet werden. das wird viel geld sparen und das schweizervolk stärken.»

Okay, und dann, leider keine Ironie:

«und dann können wir auch das wahlrecht der frauen wieder rückgängig machen. Es kann nicht sein, dass die linken unsere familien auseinander reissen. Es ist wichtig dass die mutter bei den kinder ist und sie zu rechtschaffenden menschen erzieht. Auch sollte man überlegen ob frauen überhaupt studieren sollen. für was soll das wichtig sein? eine mutter muss nicht physik oder was auch immer studieren um kinder zu erziehen. so kann der statt auch sehr viel geld sparen und muss nicht so viele studenten durchfüttern! wir brauchen eine neue familienpolitik!»

Jasmin Hutter wäre – so bestätigen diverse Quellen – jedenfalls bereit, dem zuzustimmen. (2F)

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