Der Nachmittag danach (Das Blinddate I)

Ja, heute ist wieder mal ganz ein spezieller Morgen, beziehungsweise Nachmittag, ich pflege nämlich meinen Tag grundsätzlich erst am Nachmittag zu beginnen. Und so auch heute, speziell heute, da es die Folgen des gestrigen Tuns unweigerlich verlangen. Ja, das gestrige Tun. Leider bleibt es auch diesmal nicht konsequenzenlos. Ein erster Blick in den Spiegel bestätigt dies: Das Gesicht bleich wie ein Schwan so weiss wie Schnee, Spuren eines andersartigen Schnees, welche die Nasenöffnungen noch immer zieren, und ein mit blauen Flecken übersäter Hals. Anzeichen für einen wohl recht amüsanten Vorabend, an welchen sich zu erinnern jedoch nur teilweise gelingt.

Als mir die Idee kommt, ich könnte ja einen meiner sogenannten Homies mal nach gestrigem Geschehen fragen, setze ich diese sogleich in die Tat um. Drei Handytastendrücke später ertönt eine erschöpft klingende Stimme am anderen Ende der Leitung, welche sich gleich mal nach den Gründen für meine ständige Abwesenheit gestern erkundigt. Schade, mein Homie kann mir also leider auch nicht sagen was da gestern so abgegangen ist, weil wir uns offensichtlich nicht am selben Ort aufgehalten haben. So versuche ich es mal bei einem weiteren meiner Homies, welcher anscheinend schon etwas mehr weiss als Homie Nr. 1. Dieser rät mir nämlich, ich solle mich doch mal bei dieser jungen Dame namens […] (Name dem Autor bekannt) melden, mit welcher ich anscheinend etwas Zeit verbracht haben soll. Ihre Nummer sei auf meinem Handy gespeichert.

Als ich dann den Anfangsbuchstaben ihres Vornamens auf meiner Nateltastatur drücke, erscheint da tatsächlich ein Name einer mir in diesem Moment Unbekannten, obwohl die Aussagen des soeben gesprochenen Homies einen anderen Schluss vermuten lassen würden. Tja. So entscheide ich mich nun, meinem Gedächtnis mal etwas auf die Sprünge zu helfen, wähle die Nummer, worauf sich in mir eine leichte Spannung breit macht. Leider bleibt mein Anruf jedoch unbeantwortet, worauf ich mich spontan dazu entscheide, der Unbekannten per SMS die Frage zukommen zu lassen, wie es ihr denn so gehe, und hoffe auf prompte Antwort. So weit easy.

Ich verbringe den kleinen Rest, welcher mir von diesem Tag noch übrig bleibt, mit dem Essen von Tiefkühlware, dem Trinken von eisgekühltem Cola, dem Sehen von Fern, dem Beantworten von elektronischer Post, dem Schreiben des ersten Teiles dieses Blog-Eintrags, dem Rauchen einer kleinen Tüte, dem Verfassen von Kurzmitteilungen, wobei ich stets von dieser Neugierde begleitet werde, diesem Verlangen nach Fakten zum gestrigen Abend.

Plötzlich kommt etwas Licht in die ganze Sache: Währenddem ich gerade dabei bin, per SMS etwas Cannabis beim Dealer meines Vertrauens zu bestellen, erscheint auf dem Display meines Mobiltelefons das Symbol für eine eingegangene Nachricht. Gespannt wähle ich diese nun an, sehe dass sie von oben erwähnter Dame stammt, lese den Inhalt, welcher die mir nicht mehr abrufbaren Geschehnisse von gestern Abend schon etwas konkretisiert:

„Hey lutzz 🙂 So de heiwäg no gfonde? Hesch jo doch no rächt gas gä 😉 hey mues morn grad mou en termin met em gynäkolog veribare, d rächnig schecki de der 😉 aso, schöne sonnti no…ciao“

Ja okay, klingt ja mal recht interessant. Dem Dialekt nach zu urteilen, muss sie wohl aus der mehr oder weniger näheren Umgebung sein, was auf die Ortschaft, in welcher wir den Vorabend verbracht haben, zutreffen würde. Doch so dermassen aufschlussreich ist diese SMS nun auch nicht gerade. Ich hake also mal nach, versuche jedoch meine Mitteilungen vorsichtig zu formulieren, da es ja wahrscheinlich weniger gut ankommen würde, ihr zu beichten, dass ich eigentlich gar keinen sprichwörtlichen Blassen mehr habe, wer sie denn genau ist. Einige nichts sagende Antworten später schaffe ich es schliesslich, ein Treffen mit Ms. X zu vereinbaren, und zwar bereits am Abend des nächsten Tages (Montag), in einer Bar irgendwo in der Zentralschweiz (um die Anonymität der erwähnten Person nicht zu gefährden, verzichte ich darauf, den genauen Ort zu nennen). So weit easy.

Blöderweise kann mir auch oben erwähnter Homie Nr. 2 auf Anfrage nicht sagen, wie die Dame aussieht, ich habe ihm lediglich von ihr erzählt, als ich, sichtlich erfreut, aus der Toilette kam, meint er. Somit sieht es also ganz nach einem Blind Date aus, etwas, auf das ich mich zuvor noch nie eingelassen habe.

Doch vielleicht kann mir ja das Internet da weiterhelfen, denke ich mir, worauf ich den bekannten Partypicseiten mal einen Besuch abstatte. Ich werde fündig, d.h. finde Bilder der gestrigen Party, auf welchen einige echt gutaussehende junge Damen zu sehen sind. Auf einigen Bildern sind dann aber auch ein paar eher weniger fotogene Frauen zu sehen, manche von ihnen erinnern schon eher an Zootiere als an etwas anderes, und man fragt sich, wo denn auf dem Foto der Zoowärter und die Bananenstaude zu finden sind. Bleibt mir nur zu hoffen, dass sich keines dieser Exemplare als mein morgiges Blinddate entpuppen wird. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch, den Partypics nach zu urteilen, eher klein.

Fortsetzung folgt…

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